QSO 0957+561 A und QSO 0957+561 B sind die beiden Komponenten eines doppelt abgebildeten Quasars im Sternbild Großer Wagen. Hier sorgt eine auf dem Weg zu uns liegende Massenkonzentration dafür, dass das Licht so gekrümmt wird, dass zwei Bilder des Quasars am Himmel erscheinen.
Das Phänomen wird als Gravitationslinseneffekt bezeichnet und ist eine Folge der Einsteinschen Raumzeitkrümmung. Ich zeige hier, wie man seine Rotverschiebung mißt.
Im 2. Teil gibt es noch ein paar Hinweise zu Topcat und dem Zusammenspiel mit anderen VO-Tools wie Aladin, DS9, Splat …
Dann geht es um die Altersbestimmung der Plejaden.
Wer im folgenden Bild genau hinsieht (anklicken, dann wird es größer), findet im Foto des Sternhaufens, mittig ein kleines rotes Kreuz um den Stern 24 Tau. Er hat eine scheinbare Helligkeit von 6.3 mag und ist vom Spektraltyp A0V. Der helle daneben ist Alkione, eta Tau, 2.8 mag, B7III (aus Simbad).
Wenn ich also den 24 Tau markiere, werden in allen anderen Diagrammen, Tabellen … die Daten zum Stern hervorgehoben bzw. umkringelt. Das funktioniert auch umgekehrt. Doppelklick auf eine Tabellenzeile und schon wandern alle Marker zum entsprechenden Stern in allen Diagrammen …
Man muss bedenken, daß das Foto dabei aus Straßburg kommt und dort ein Update erhält. Das alles ist ein praktische Sache wie das folgende Beispiel verdeutlicht.
Angenommen, wir beobachten in einem Farben-Helligkeits-Diagramm einen komischen Ausreißer, den wir uns nicht erklären können. Es wäre sehr mühsam unter tausenden Sternen den Delinquenten rauszufinden. Braucht man auch nicht. Ein Mausklick auf den Punkt im Diagramm und schon sehen wir den Stern in Foto unten rechts mit einem roten Kreuz markiert. Die Störung könnte z.B. auf einen Doppelstern zurückgehen, oder auf die Strahlen (Spikes) einer Teleskopspinne …
Jetzt zur Altersbestimmung der Plejaden.
Dazu brauchen wir ein Farben-Helligkeits-Diagramm des Sternhaufens. Es ist gleichwertig zu einem Hertzsprung-Russel-Diagramm. Das letztere wird in der theoretischen Astrophysik bevorzugt. Hier wird der Spektraltyp bzw. die effektive Temperatur der Sterne auf der X-Achse gegen den Logarithmus der absoluten Helligkeit auf der Y-Achse aufgetragen.
Beim FHD wird mit 2 oder 3 Filtern gearbeitet (es gibt viele Farbsysteme UBV, RGB …). Wir wählen z.B. RGB, dann trägt man entlang der X-Achse die Differenz B-R auf, gegen G auf der Y-Achse.
Was soll das ?
Große, schwere, heisse, helle Sterne sind im blauen viel heller als im roten.
Kleine, massearme, kühle, düstere Kandidaten strahlen kaum blaues Licht ab, sie sind im roten etwas heller.
Die Hellen, heißen sind dabei nicht nur heller, sondern viel, viel, viel, viel heller. (vierte Potenz der Oberflächen Temperatur). Sie verbrauchen ihren Brennstoff deshalb auch viel, viel, viel, viel schneller!
Beobachtet man jetzt einen Sternhaufen wie die Plejaden durch drei Farbfilter (alle Sterne sind hier etwa gleich weit entfernt und gleich alt) und trägt den Farbeindex (B-R) gegen die Helligkeit im grünen (G) auf, so ordnen sich die Stern entlang einer Diagonale an, der sogenannten Hauptreihe.
Etwas wird die Sache durch die Gewohnheit der Astronomen kompliziert, die helleren Sterne mit kleineren Zahlen zu bezeichnen. Ein Stern 6. Größe ist dabei 100 mal schwächer als ein Stern der ersten Größe. B-V ist für die blauen Sterne also negativ, für die kühleren positiv. Meist ist der Nullpunkt so gewählt, dass bei A0V die Differenzen U-B = B-V = 0 oder B-G = G-R = 0 sind.
Aus der Theorie weiß man, das die Sterne auf der Hauptreihe alle Wasserstoff zu Helium in ihrem Kern fusionieren. Ist der Vorat an diesem Brennstoff erschöpft, so wandert der Stern nach rechts von der Hauptreihe weg, ins Gebiet der Riesen. Er sucht ein neues Gleichgewicht, idem er seinen Radius vergrößert, die Oberfächen- und Kerntemperatur verändert …
Als “Zwerg” auf der Hauptreihe, hatte er die Spektralklasse V, als Riese ändert sich diese zu III … Beispiele waren oben die beiden Sterne:
24 Tau – A0V=Zwerg auf der Hauptreihe,
Alkione – B7III=Riese der rechts von der Hauptreihe angeordnet ist.
Die Stelle, an der dieses Abknicken von der Hauptreihe stattfindet ist also vom Alter des Sternhaufens abhängig. Das werden wir ausnutzen. Das ist der ganze Trick!
Oben im Bild, hab ich bei den blauen Punkten alle Sterne in dieselbe Entfernung versetzt (umgerechnet auf 136 pc), damit ich im nächsten Bild weniger Streuung der Punkte erhalte.
Das die Sterne nicht exakt auf der Hauptreihe liegen, hat verschiedene Ursachen. Messfehler, Doppelsterne, Extinktion, d.h. durch den deutlich sichtbaren Staub wird Licht verschluckt (Wellenlängenabhängig gestreut, so wie das Sonnenlicht in unsrerer Atmosphäre. Himmel ist blau, Sonnenuntergang ist rot…).
Die grauen und die roten Punkte sind jeweils berechnete Sterne mit Radius, Temperatur, Leuchtkraft, Farbe, Farbindex … beim einem Alter des Sternhaufens von null Jahren == grau, bzw. bei 115 Millionen Jahren.
Da wir heute schnelle Computer haben, kann man hier die Entwicklung für ein paar tausend Sterne ausrechnen. Wie man das macht? Na ja, das ist dann echte “Raketenwissenschaft” 😉
Einfache Frage: Wie weit ist es zu den Plejaden? Kaum zu glauben, daß die moderne Astronomie bis vor kurzem darauf eine falsche Antwort gab: 410 Lichtjahre!
Die ganze Sache wurde sogar noch mysteriöser, als 1989 der ESA-Satellit Hipparcos gestartet wurde. Er war auf solche astrometrischen Probleme gedrillt: 390 Lichtjahre! Noch mehr daneben !
Also man schläft schlecht, wenn man sowas wie den letzten Beitrag ins Netz gestellt hat. Kann das wahr sein? Wo hab ich den Fehler gemacht? Die neue Idee: selektiere die 5 hellsten der Planetarischen Nebel in M31 und sieh nach, ob welche davon in der HST-Aufnahme erscheinen.
Kann man die fotografieren? Sicher nicht einfach! Ich kam auf die Idee, als Harald Simon sich im letzten Jahr verschiedene Dualbandfilter zulegte und damit viele farbenprächtige Aufnahmen von HII-Regionen, Supernovaüberresten und planetarischen Nebeln machte. Könnte auch in der Andromedagalaxie (M31) gehen, dass man die so herausarbeitet…
Die kleine Seyfertgalaxie im Bild von NGC7814 brachte mich auf die Idee, mal nachzusehen, ob die Klassifikation in Aladin stimmt.
Man sieht sich dazu ihr Spektrum an. Wie man das macht hatte ich schon in einem früheren Beitrag “Der Twin-Quasar Q0957+561, Spektrum und Rotverschiebung” gezeigt. Heute möchte ich eine andere Methode einführen, die viel mächtiger ist. Ein paar Zeilen Python unter Benutzung von Astropy und Astroquery reichen dazu. In einer fortgeschrittenen Version lassen sich so hunderte Spektren biltzschnell vom SDSS runterladen.
Sieht aus wie die Sombrerogalaxie, isse aber nich. Hört aber auf den Name “Little Sombrero”. Die richtige hatte ich aber mal im Frühjahr fotografiert. Egal, auf dem Bild gibt es noch eine Menge mehr zu endecken.
Na, auch schon das eine oder andere Mal frustriert gewesen, weil man bei Gaia nie das findet, was man gerade braucht? Es ist wohl die Erwartenshaltung, dieses über “eine Milliarde Sterne …”, die noch längst nicht verfügbar sind. – Gut Ding will Weile haben. Was bisher möglich ist, wird hier in einer Serie von 15 Videos erklärt:
Am 30.4. hatte Harald Simon ein sehr scharfes Bild der Galaxie M104, bekannter als Sombrero-Galaxie, auf die Seite des AVV gestellt. Ich nehme das mal zum Anlass, um zu zeigen, wie man mit ein paar Mausklicks die Kugelsternhaufen in M104 sichtbar macht.
In der letzten Nacht habe ich Bilder des Galaxienpaars NGC5364 / NGC5363 gemacht. Dabei fiel mir nahe dem Zentrum von NGC5363 ein ziemlich heller “Stern” auf, der mir verdächtig erschien. Ältere Aufnahmen zeigen da nix, da sie an dieser Stelle alle ausgebrannt sind, auch die im DSS und beim SDSS.
Vielleicht eine neue Supernova. In den mir bekannten Listen ist aber nichts darüber bekannt. Hab ich da was entdeckt??? Das müssten die SN-Staubsauger doch längst gefunden haben ?
Jetzt kann man nicht lange rumkaspern, sonst kommt man auf jeden Fall zu spät. Leider komm ich nirgendwo durch, wo man es melden könnte. Was tun ???
update – update
nachem ich das Bild jetzt bearbeitet habe, sieht es so aus:
Vermeindliche Supernova ist jetzt blasser.
Hier ein Bild von dieser Stelle aus dem SDSS DR16 in hoher Vergrößerung
(einfach bei Name: ngc5363 eingeben und auf resolve klicken). Man sieht, daß da nicht zu sehen ist!!!
Habe dann mal bei GAIA nachgesehen:
Wenn man das Bild anklickt, kann man unten lesen, daß es im GAIA-Katalog an der Stelle etwas gibt (schlecht), das Objekt eine Eigenbewegung hat (noch schlechter) (Parallax, bzw. PMRA und PMDEC nicht = O), das bedeutet, es ist ein Sternchen, nahebei, das zu unserer Galaxis gehört und sich messbar bewegt (ganz, ganz schlecht).
Also für heute Künstlerpech und viel Aufregung…
Noch ein Wort zu den Supernovastaubsaugern. Im Februar 1987 wurde bekanntlich die Supernova 1987a in der Großen Magelanschen Wolke entdeckt. Interessant ist hier das “a” es bezeichnet die erste in diesem Jahr gefundene SN, erst im Februar!!!
findet man so was wie AT2020evw, entdeckt am 20.3.2020
evw heißt: 5 * 22 * 23 = 2530, es war die 2530. SN, die in diesem Jahr gefunden wurde. Da hat man als Amateur natürlich keine Chance, bzw. keine Zeit für langes Nachforschen nach der wahren Natur des Objekts.
Immerhin weiß ich jetzt, daß ich nicht weiß wo und wem ich so eine Entdeckung melden kann. Man braucht überall einen Account. Nachts und 4 bekommt man den aber nicht so schell …