Wenn man ein Stück vom Himmel fotografiert hat, möchte man gelegentlich die Objekte im Feld zählen, katalogisieren, klassifizieren, fotometrieren … Zu diesem Zweck verwenden Astronomen gern den SExtractor, eine Software, die kostenlos unter diesem Link bezogen werden kann, bzw. unter Linux auch über die Paketmanager gefunden wird.
Der sextractor ist ein ziemlich schlaues Programm, das auf künstlicher Intelligenz basiert (heute unter “deep learning” gehyped). Die Entwickler haben das System mit tausenden Bildern trainiert und ihm so z.B. beigebracht Sterne von Galaxien zu unterscheiden.
Der sextractor wird u.a. bei der Erstellung des Gaia-Katalogs benutzt, der über 1 Milliarde Objekte enthält. Er ist in einer ersten Version seit einigen Monaten verfügbar.
Nach der Installation passt man noch die Konfigurationsdateien default.sex und default.param an.
In default.param stehen in einem einfachen Fall 3 Zeilen
X_IMAGE
Y_IMAGE
MAG_BEST
die den sextractor anweisen, die X,Y-Positionen und Magnituden der gefundenen Sterne, Galaxien … in die Katalogdatei zu schreiben. In der mitgelieferten Datei default.param können aber auf Wunsch noch 397 weitere Werte freigeschaltet werden.
In default.sex stehen Werte die z.B. den Detektor beschreiben also CCD, GAIN, PIXEL_SCALE … oder die SEEING_FWHM, den Namen des zu erstellenden Katalogs usw.
Der Aufruf des Programms erfolgt dann unter Angabe des zu untersuchenden Bildes:
sextractor a370.fits
Abell 370 ist mit z=0.373 der entfernteste Galaxienhaufen im Abell-Katalog. Also ca. 4.8 Milliarden Lichtjahre weit weg (comoving radial distance).
Ich habe mal den sextractor auf die kaum noch zu sehenden Galaxien im zentralen Bereich des Haufens losgelassen.
Mein Bild ist in der Mitte zu sehen. Links sind die vom sextractor gefundenen Objekte umkringelt und die automatisch identifizierten Galaxien durch Striche markiert. Rechts ist zum Vergleich der entsprechende Ausschnitt aus dem DSS zu sehen.
Der Katalog enthält die Positionen und die Helligkeiten der Galaxien im Blauen und Roten.
Was mit dem sextractor so angestellt wurde:
GOODS: The Great Observatories Origins Deep Survey
hier noch ein Link zu den zugehörigen Parameter-files:
https://archive.stsci.edu/pub/hlsp/goods/catalog_r2/