HDF – das Hubble Deep Field

Hier könnt ihr mal eure Expertise in der Astronomie testen. Die Skala reicht von 1-10, wobei die Anfänger (1) vermutlich zunächst nicht viel mit dem folgenden anfangen können, die Experten (9-10) seien aber gewarnt, fasten your seatbelts !!! Es besteht die Gefahr von Schnappatmung,  Kaffeetassen die auf den Boden knallen, … an Gebisse, die aus dem Mund fallen, will ich gar nicht denken 🙁

Also worum geht es? Wir riskieren im folgenden einen Blick in die Unendlichkeit!!!

Im Dezember 1995, als das Hubble-Teleskop (HST) noch ziemlich neu war, stellte der damalige Direktor des Space Telescope Science Institute, Robert Williams, 10 Tage Beobachtungszeit zur Verfügung, um mal richtig, richtig weit ins Weltall zu sehen (mehr als 12 Milliarden Lj), fast bis zum Rand!
Der Blick des Teleskops ist ja da oben frei von allen irdischen Störungen …

Für dieses Hubble Deep Field wurde sehr sorfältig ein Bereich im Großen Wagen ausgewählt, in dem gar nix zusehen ist. Keine Sterne, keine noch so dünnen Gaswolken, nix – oder, wenn man ganz, ganz lange belichtet  vielleicht doch? Das war jedenfalls die Hoffnung.

 

Position des HDF
Position des HDF

 

Zoom auf die Position des HDF (aus Wikipedia)
Zoom auf die Position des HDF (aus Wikipedia)

Das Gebiet hat eine winzige Kantenlänge von 144 Bogensekunden, das ist kaum größer, als uns ein Mondkrater erscheint (das HST ist ein ziemliches Teleobjektiv 🙂 ).

Das Bild ist eine Überlagerung von 342 Einzelbildern, die mit der Wide Field and Planetary Camera 2 (WFPC2) des Hubble-Teleskops im Verlauf von zehn Tagen !!! durch  verschiedene Farbfilter aufgenommen wurden.

Die am Ende gefundenen Objekte sind Galaxien und Quasare. Die nachfolgenden Untersuchungen zeigten, dass hier die nach dem Urknall jüngsten und deshalb am weitesten entfernten Objekte zu sehen waren, die man bis dahin beobachtet hatte.

Man suchte u.a.  Antworten auf die Fragen:

  • Wieviele Galaxien gibt es im Universum?
  • Wie wurden sie zusammengebaut?
  • Wie hatten sich großräumige Strukturen im Laufe der Zeit entwickelt?
  • Leben wir in einem offenen oder geschlossenen Universum?

Da das Gebiet für unsere Fernrohre auch gut zu sehen ist, hab ich immer wieder mal mit verschiedenen Fernrohren, Kameras und Filtern draufgehalten. Das kam dabei heraus:

Es blinkt das mit dem HST aufgenommene Bild mit meinem. Und? Man sieht doch eine ganze Menge!
Es blinkt das mit dem HST aufgenommene Bild mit meinem. Und? Man sieht doch eine ganze Menge!

Update:

Ich bin einigermaßen schockiert über die Astrofotografen, mit denen ich regelmäßig telefoniere … Keiner hat auch nur eine ungefähre Einschätzung dessen, was hier zu sehen ist !!! Jungens, das ist ca. Level 2-3!

Deshalb erkäre ich es nochmal etwas ausführlicher. Wenn man sich z.B. auf der Bilderseite meines Vereins umsieht, dann liest man bei Aufnahmen von Galaxien oft: “Dieses Bild habe ich insgesamt 16 Stunden belichtet …”. Das ist ziemlich lang und am Ende findet man dort die schwächsten Sternchen mit einer Helligkeit von ca. der 19 Größe. Im meinem obigen Bild sind die schwächsten zu sehenden Galaxien von der 24 Größe, in dem vom Hubble von der 28-29 Größe. Je größer die Zahl, desto düsterer das Objekt.

Ein Unterschied von 5 also, 19,24,29  heißt, die schwächsten nachweisbaren  Objekt sind jeweils 100.0 mal lichtschwächer. 19-24 100x, 19-29 10000x !!!

Ich schreibe noch einen zweiten Teil, indem ich mehr Details zeige.

Update Ende

Es gibt im Internet viele schöne und ausführliche Erläuterungen zu dem Bild, einfach mal die Lieblingssuchmaschine anwerfen und nach Hubble +HDF suchen.

Es wurden im Laufe der Jahre noch weitere Deep-Fields aufgenommen (googeln), zuletzt die “Frontier Fields campaign”

Die Hubble Frontier Fields ist ein dreijähriges, 840 Orbits umfassendes Programm, das die bisher tiefsten Einblicke ins Universum ermöglichte. Dabei wurde die Leistung von Hubble mit der Gravitationsverstärkung des Lichts um sechs verschiedene Galaxienhaufen kombiniert, um weiter entfernte Regionen des Weltraums zu erforschen, als man sie sonst sehen könnte. Diese Beobachtungen helfen den Astronomen zu verstehen, wie Sterne und Galaxien aus dem dunklen Zeitalter des Universums entstanden sind, als der Raum dunkel, undurchsichtig und mit Wasserstoff gefüllt war. Durch die Analyse, wie das Licht weiter entfernter Galaxien durch den Haufen gebeugt wird, erfahren die Astronomen auch etwas über die Verteilung von normaler und dunkler Materie innerhalb solcher Haufen.

Diese Kampagne wurde 2017 fertiggestellt.

Und? Alles gutgegangen? Hauptsache. Sorry, aber ich mußte mich mal aufregen!