Eigentlich keine besonders günstige Zeit die beiden größten Planeten zu fotografieren. Sie kommen in diesem Jahr bei uns nicht hoch über den Horizont hinaus und die günsigste Zeit in 2021, die Zeit, wenn wird mit der Erde nah an die Objekte rankommen ist auch schon vorbei. Egal, ich hab mal draufgehalten und erzähle im folgenden wie die Planetenbilder zustandekommen. Eine ziemlich aufwendige Prozedur.
Als ich den Saturn per whatsapp zeigte, kam die Frage: Welche Brennweite, Belichtungszeit, Blende, ISO …? Kann man so nicht beantworten, ist alles kompliziert.
Das erste Problem: Die Planeten erscheinen winzig im Fernrohr. Man benutzt eine Barlowlinse, um die Brennweite zu vergrößern. Bei mir wächst dadurch die Brennweite von 3,2m auf etwas über 12m. Man hat dann Mühe den Planeten überhaupt ins Bild zu bekommen, da der Chip der Kamera, mit 4.8 x 3.6 mm, ziemlich klein ist. ( Pixel ist 3.75×3.75mue). Wie klein selbst Jupiter ohne Barlow erscheint kann man im Beitrag Jupiter-und-Saturn-18-12-2020 sehen.
Das zweite Problem: Die Kamera, eine ZWO ASI 120mm mini, macht keine Farbbilder. – Eigentlich benutze ich sie sonst nur als Nachführkamera, um also ein eingestelltes Objekt genau im “Fadenkreuz” zu behalten. Hier wird dabei 1x pro Sekunde kontrolliert, ob alles perfekt läuft, sonst gibt die Kamera kleine korrigierende Steuerimpulse an die Fernrohrmontierung. – Man kann sie aber auch für Mond und Planetenvideos verwenden, da man so, sehr schell, tausende Bilder erzeugen kann.
Das die ASI 120mm keine Farbbilder macht ist eigentlich sogar von Vorteil. Sie ist deutlich empfindlicher als eine Farbkamera. Die im folgenden beschriebene Methode kann sogar bessere Ergebnisse erzielen, da man z.B. so der Prismenwirkung der Atmosphäre einfacher aus dem Weg gehen kann. Durch diesen Effekt erscheinen nämlich die unteren Ränder der Planeten blau und die oberen rot. Die gesamte Farbverschiebung verschmiert die Details und bringt so eine zusätzlich Unschärfe ins Bild.
Ich nehme den Planeten durch drei verschiedene Farbfilter (R=rot, G=grün und B=blau) nacheinander auf. Wie oben erwähnt werden keine Einzelbilder gemacht, sondern Videos erstellt. Der Computer findet später darin die besten unter tausenden Aufnahmen und verrechnet sie, schärft sie in einer komplizierten Prozedur. Aus den so gewonnenen 3 Einzelbildern für R,G,B wird dann in Kombination ein Farbbild gemacht. Jede Farbkamera macht das genau so, nur unbemerkt in einem Rutsch.
Ein weiteres Problem entsteht durch die schnelle Rotation der großen Planeten. Jupiter und Saturn brauchen nicht mal 10 Stunden für eine Umdrehung. D.h. sie drehen sich in 100 Sekunden um 1 Grad weiter. In der Folge sind die Videos für R,G,B alle etwas gegeneinander “verdreht”. Man muß also ziemlich schnell bei den Aufnahmen sein. Den Rest macht man dann am Computer.
Als Aufnahmesoftware benutze ich das kostenlose Programm Firecapture, das wir hier bei der Arbeit sehen.
Ein weiteres Problem entsteht schnell durch die Größe der aufgenommenen Videos. Man braucht etliche Gigabyte.
Hat man alles im Kasten, beginnt am nächsten Tag die eigentliche Arbeit am Computer. Die entscheidenden ersten Verarbeitungsschritte erledige ich mit den folgenden, kostenlosen Programmen: Pipp, AutoStakkert, Registax, WinJupos. Den Rest mit PixInsight und Photoshop.
Mit AutoStakkert werden die Einzelbilder des Videos nach Qualität berwertet und in der Rangfolge umsortiert. Man kann gleich einstellen, daß man z.B. die besten 50,35,20,10 Prozent getrennt zu je einem einzigen Bild verrechnen möchte. Die 150 Kästchen im Bild (einstellbar) werden in jedem Bild des Videostroms für sich begutachtet und nur die guten benutzt. Durch die Überlagerung der Bilder wird das Rauschen minimiert, das sonst jede Weiterverarbeitung schnell begrenzt.
Das sieht auf den ersten Bilck nicht so doll aus, aber der erste Eindruck täuscht. Wenn wir der Bilder für rot und blau auch fertig haben, geht es ans Schärfen. Das wird zunächst mir Registax für die R,G,B-Bilder erledigt.
Das Farbbild und den Weißabgleich erzeuge ich dann mit Photoshop. Die Schärfe des endgültigen Bildes tune ich noch in PixInsight mit Unsharp-Mask, der ATrousWaveletTransform, LocalHistogrammEqualization …
Da Jupiter detaillierte Wolkenstrukturen auf der Oberfläche zeigt, empfiehlt sich eine Derotation mit der Programm WinJupos.
Am Ende sehen die Ergebnisse dann so aus:
Saturn am 10.10.2021 gegen 21:00 MESZ, 40cm RC. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er nur 19.9° über dem Horizont.
Jupiter auch am 10.10.2021 gegen 22:00 MESZ, 40cm RC. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er nur 24.2° über dem Horizont. Die schnelle Rotation der Planeten führt zu den streifigen Wolkenstrukturen.
Wie gesagt, die Planeten stehen zur Zeit sehr ungünstig und an die Experten:
Ja ich weiß, daß es USB3 und bessere Kameras gibt, motorisierte ADCs … aber hier nochmal mein Saturn von 2014, den ich mit ungefähr demselben Equipment gemacht habe. Damals stand er hoch am Himmel. Habt ihr einen besseren?
Für die Planeten braucht man nicht unbedingt einen dunklen Landhimmel. Auch keine supergenau ausgerichtete Fernrohrmontierung ist erforderlich, da man alle Abweichungen gleich sieht und entsprechend korrigieren kann. Die Aufnahme der Videos dauert nur Minuten und nicht viele Stunden, wie für andere Himmelsobjekte. Man erzielt schnell vorzeigbare Ergebnisse.
Hier noch was zum Mars: Der Mars 2020
und hier zappelt der Jupiter im Fernrohr: Emil und der Mond
Wenn man eine wirklich ruhige Hand hat, so wie mein Freund Martin, dann bekommt man auch so etwas hin:
ISS, Martin Moennighoff, Nikon D500, 500mm Tele, ISO 200 !!! f/6.3 1/500 Sek., 3X nachvergrößert.