Wer aufmerksam das Bild in meinem Beitrag “M15, ich zähle nur 7” betrachtet, sieht oben links ein Sternlein blinken, das mal 4, mal 6 Spikes zeigt. Da wir uns in der vorweihnachtlichen Zeit befinden liegt der Verdacht nahe, daß zu dem Sternchen HD204712 ein Planet gehört, dessen hochentwickelte, christliche Bevölkerung zu Weihnachten mit dem Mutterstern blinkt, um auf sich aufmerksam zu machen !!!
Na ja, dem ist vermutlich doch nicht so. Des Rätsels Lösung ist profaner. Ich versuche nur Reflexe im Teleskop zu bekämpfen, die entstehen weil ich durch Einsatz einer Reducer-Linse näher an den Sekundärspiegel des Teleskops rücke und dadurch ein schmaler, ringförmiger Teil des Himmels nicht mehr vom Blendrohr abgedeckt wird. Scheint da ein hellerer Stern in der Nähe, so gibt es fiese Reflexe wie hier zu sehen.
Habe deshalb eine Blende gebastelt, die die schädlichen Lichter abhalten soll. Aber … die Idee, daß ein rechteckiger Kamerasensor auch eine rechteckige Blende brauchen kann, ist wohl nicht richtig.
Damit wir eine Erklärung für den falschen Fehler bekommen, mache ich mal eine ganz intuitive Einführung in die zweidimensionale Fouriertransformation, nur anhand von Bildern. Links sieht man immer das Objekt, rechts die Fouriertransformierte (genauer das Power-Spektrum)
Je kleiner das Objekt, desto größer die Transformierte und umgekehrt. Wie im richtigen Leben. Je größer die Teleskop-Öffnung, desto kleiner das Beugungsscheibchen.
Winkel bleiben erhalten, schmale Seite des Rechtecks wird zu breitem Muster in FT und umgekehrt. Rechtecke sind auch die Haltestreben im folgenden Bild, das links die Teleskop-Öffnung zeigt und rechts das Beugungsbild=Stern.
Bild oben zeigt Blenden wie im Eingangsproblem beschrieben. Selbst eine abgeschnittene Seite gibt Sterne mit 6 Spikes.
Man kann das Problem entschärfen, indem man keine scharfen, geraden Kanten verwendet.
Hier noch ein anderes Beispiel wie eine Bahtinov-Maske und ihr Powerspektrum zusammenhängen. (Wird von vielen Amateurastronomen zur Scharfstellung der Kamera benutzt.)
Jetzt haben wir immer einen Stern auf der optischen Achse benutzt, der die Teleskop-Öffnung mit einer ebenen Wellenfront beleuchtete und das Beugungsbild auch genau in der Mitte des Kamerachips plazierte. Wenn man drüber nachdenkt, so kommt schnell die Frage auf, was muß ich tun, damit mehrere Sterne, z.B. die Plejaden, das Trapez im Orion oder ein anderes, beliebiges Sternfeld abgebildet wird ? Darum wird es im nächsten Beitrag gehen …